22. Dezember 2012

Reinhold Glière (1875 - 1956)

Reinhold Moritzewitsch Glière wurde am 30. Dezember 1874 in Kiew geboren. Seine Vorfahren stammten aus dem Vogtland in Sachsen. Reinhold Glières Vater zog als Blasinstrumentenbauer von dort nach Warschau, wo er seine künftige Frau kennen lernte. Später ging die Familie nach Kiew. Das hartnäckige Gerücht, sein Vater sei belgischer oder französischer Abstammung, ist falsch. Die eindeutige französische Schreibweise seines Namens ist zwar seit etwa 1900 belegt, dennoch liegt der wahre Ursprung noch im Dunkeln.



Reinhold Glière erhielt seine Prägung am Moskauer Konservatorium, wo er sein Studium in den Fächern Violine und Komposition mit der Goldmedaille, der höchsten Auszeichnung des Konservatoriums, abschloss. Von 1905 bis 1907 absolvierte er ein ergänzendes Studium bei Oskar Fried in Berlin. In der Folge wurde Reinhold Glière 1913 als Professor für Komposition am Konservatorium Kiew ernannt.1914 wurde er dessen Direktor. Ab 1920 wirkte er am P.-I.Tschaikowski Konservatorium. Als Professor und Direktor an den Konservatorien Kiews und Moskaus war Glière eine geachtete Instanz und Lehrer zahlreicher sowjetischer Komponisten. Prokofieff schildert in seinen Jugenderinnerungen, wie einfühlsam, geschickt und einflussreich Glière als Pädagoge war.



Im Sommer 1932 gründeten Moskauer Komponisten den Verband Sowjetischer Komponisten, in dessen Vorstand auch Glière eintrat. In dieser Funktion unternahm er Reisen durch die Randrepubliken der Sowjetunion, Usbekistan und Aserbaidschan. Er sammelte dort Erkenntnisse über die lokale Folklore und unterstützte die Musikkultur dieser Gegenden. Glière war einer der am meisten geehrten sowjetischen Komponisten und dies in einer Zeit, in der andere Komponisten, wie z.B. Schostakowitsch und Prokofieff unter staatlichen Repressalien zu leiden hatten. Glières Stil war in hohem Maße der nationalrussischen Bewegung verpflichtet. Seine Melodik orientierte sich an folkloristischen Wendungen, die Harmonik präsentierte sich ausgesprochen „russisch". Er bekam dreimal den Leninorden und einmal den Orden des Roten Banners der Arbeit. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde Glières Lehrtätigkeit unterbrochen und auch nie fortgesetzt. Ausgedehnte Studien zur Volksmusik verschiedener Völker der Sowjetunion, für die er 1941 zum Doktor der Kunstwissenschaften ernannt wurde, beeinflussten sein kompositorisches Schaffen nachhaltig.
Reinhold Glière schrieb Opern, Ballette, Konzerte, kammermusikalische Werke und über 150 Klavierstücke. Obwohl er bis zum Ende seines Lebens weiterarbeitete, war sein Output in den letzten Jahren für seine Verhältnisse relativ gering. Glière starb am 23. Juni 1956 in Moskau. Das Musikkolleg in Kiew wurde nach ihm bennant.