29. Januar 2013

Wigmore Hall - ehemals Bechstein Hall London

1875 hatte Steinway & Sons ein Verkaufsbüro in der Marylebone Lane in London gegründet. Zehn Jahre später, 1885 gründete C. Bechstein ebenfalls eine Dependance, nur einen Steinwurf entfernt, in der Wigmore Street. Der englischer Markt war damals einer der wichtigsten in der Welt, denn von London aus wurde nicht nur in Grossbritannien verkauft sondern in alle britischen Kolonien dieser Zeit wie Indien, Südafrika, Australien, u.v.m.




Wie es in dieser Zeit üblich war, entschied Carl Bechstein neben seinem Londoner Verkaufsgeschäft ein eigenen Konzertsaal zu bauen. Pleyel und Steinway hatten damit gute Erfahrungen gemacht. Carl Bechstein sollte die Einweihung des Bechstein Hall London am 31. Mai 1901 aber nicht mehr erleben, denn er starb ein Jahr vorher.




Bei dem Eröffnungskonzert musizierten Ferrucio Busoni und Eugène Ysaye. Weitere Virtuosen kamen gern in diese, für seine besonders gute Akustik hochgeschätze Musikhalle. Arthur Schnabel und Arthur Rubinstein waren z.B. oft dort zu Gast. Kurz vor dem ersten Weltkrieg war die Bechstein Hall zu einer Institution in der Londoner Musikszene geworden. 1916 entschied die britische Regierung deutsche Unternehmen zu enteignen und deren Aktiva zu versteigern. Im November 1916 wurden die Gebäude und das Piano-Inventar von Bechstein liquidiert. 147 Instrumente wurden meistbietend verkauft. Am 16. Januar 1917 wurde die Konzerthalle unter neuer Leitung als Wigmore Hall wiedereröffnet. Bis auf den neuen Namen blieb alles beim Alten. Der Saal erfreute sich in der Folge weiterhin sehr grosser Beliebtheit und die Creme de la Creme der internationale Musikszene, Cortot, Gieseking, Serkin, Casals, Segovia, Lotte Lehmann, Supervía, Elisabeth Schumann, the Busch Quartet, the Hungarian Quartet  u.a. erfreuten die verwöhnten Londoner Zuhörer.




Selbstverständlich beeinträchtigte  der zweite Weltkrieg den Konzertbetrieb enorm und die Aktivitäten in der Wigmore Street 36 ruhten. Ab 1946 ging es wieder aufwärts und alle Künstler und Virtuosen, darunter sehr oft Clara Haskil, kamen gern zurück. Die Wigmore Hall wurde 2004 komplett renoviert und erweitert, Die aktuelle Kapazität einschließlich Parkett und Balkon ist 545 Sitze. Es finden dort ca. 400 Konzerte jährlich statt. BBC Radio 3 überträgt jede Woche ein Konzert im Radio und Internet, das Millionen Zuhörer auf der Welt erfreut.


John Gilhooly

Eigentümer der Wigmore Hall ist jetzt der Wigmore Hall Trust. Künstlerischer Director ist seit 2005 John Gilhooly, der seit Januar 2001 dort in führender Position tätig ist.