7. Februar 2013

Deutsche Grammophon

Am 6. Dezember 1898 wird das Unternehmen in Hannover gegründet. Die Direktoren sind Emil Berliner und sein Bruder Joseph. Ihre Fabrik verwendet in Amerika hergestellte hydraulische Pressen, um Schellack-Platten für die englische Gramophone Company herzustellen. Im Jahr 1900 wird die Deutsche Grammophon Gesellschaft zur Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin. Die Muttergesellschaft mit 60%  Anteilen ist die im englischen Hayes ansässige Gramophone Company.  Im gleichen Jahr setzt sich Emil Berliners Schallplatte gegen Thomas Edisons Walze als Industriestandard endgültig durch. Die Deutsche Grammophon wird Hoflieferant der Königshäuser in Großbritannien und Spanien. 1904 entsteht im Norden Hannovers ein größeres Werk. Die Schallplatten-Produktion nimmt sofort enorme Ausmaße an und im ersten Jahr wurden täglich rund 25.000 Schallplatten gepresst. 1907 bringt die Fabrik die erste doppelseitige Platte heraus. Das Werk arbeitet mit mehr als 200 Schallplatten-Pressen.


Emil Berliner

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird das Vermögen der Deutschen Grammophon von der deutschen Regierung beschlagnahmt. Es handelte sich um eine englische Firma und war demnach feindliches Eigentum. Es folgt die Enteignung. 1916 trennen sich der deutsche und englische Teil der Gesellschaft – letzterer wird später zur EMI. Die Deutsche Grammophon darf nicht länger das Warenzeichen "His Master’s Voice" (Die Stimme seines Herrn) verwenden und auch keine im Ausland entstandenen Aufnahmen mehr aus Deutschland exportieren.  Im Jahre 1917 wird die Deutsche Grammophon AG an die Leipziger Polyphon Musikwerke AG verkauft und der Firmensitz von Hannover nach Berlin in die Markgrafenstraße 76 verlegt.




Die Weltwirtschaftskrise nach dem Krieg lässt den Schallplattenverkauf einbrechen. 1932 fusioniert die Deutsche Grammophon mit Polyphon und verlegt ihren Sitz zurück nach Hannover. 1937 wird die Deutsche Grammophon AG nach Jahren weiter sinkender Verkaufszahlen liquidiert und an ihrer Stelle, die von der Deutschen Bank und der Telefunken Gesellschaft finanzierte Deutsche Grammophon GmbH gegründet. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und angesichts des Mangels an Rohmaterial stagniert das Unternehmen erneut. 1941 wird es vom Elektrokonzern Siemens & Halske übernommen. Am 9. Mai 1942 verbietet die Gestapo dem Unternehmen formell, Aufnahmen mit jüdischen Künstlern zu produzieren, und ordnet die Vernichtung aller entsprechenden vorhandenen Einspielungen an.

1946 wird die Deutsche Grammophon das erste Unternehmen, das für Aufnahmen ausschließlich Magnetbänder verwendet. Im folgenden Jahr wird die Archiv Produktion gegründet, um alte Musik zu fördern. 1949 werden die Exklusivrechte am Warenzeichen "His Master’s Voice" in Deutschland an Electrola (EMI Deutschland) verkauft und die gelbe DG-Kartusche mit der Tulpenkrone eingeführt. 1950 werden 78-U/min-Platten mit maximal 9 Minuten Spielzeit pro Seite eingeführt. Grundlage ist die hausinterne Erfindung der variablen Rillen. Im Jahr darauf bringt das Unternehmen seine ersten 33-U/min-Langspielplatten (LP) heraus. 1956 verlegt die Deutsche Grammophon ihren Hauptsitz nach Hamburg, die Fabrikation bleibt jedoch in Hannover. Im folgenden Jahr wird das neue Markenzeichen, die "Kartusche", eingeführt. 1962 fusionieren die Elektrokonzerne Siemens und Philips ihr Schallplattengeschäft und gründen eine neue Gesellschaft, die DGG/PPI. Die Deutsche Grammophon bleibt jedoch verantwortlich für ihre eigene Aufnahmetätigkeit und ihren Katalog. Auf eine Umstrukturierung von DGG/PPI 1971 folgt die Gründung der PolyGram mit Hauptsitz in Baarn (NL) und Hamburg. 1980 wird das Traditionslabel Decca Records von PolyGram übernommen.




Ende 1984 verkauft Siemens 40% ihrer Beteiligung an Philips, die restlichen 10% folgen 1987. 1986 gehen die Fertigungsanlagen in Hannover als Teil eines Joint Venture mit dem Chemiekonzern DuPont von PolyGram an Philips über. Hannover bleibt der wichtigste Lieferant des Labels. 1987 beginnt die Deutsche Grammophon zusammen mit ihren Schwester-Labels Philips und Decca, Videokassetten und Laser Discs vor allem von Konzert- und Opernaufnahmen der Unitel zu veröffentlichen. Eine neue Ära von Videoaufnahmen klassischer Musik beginnt. 1998 wird PolyGram von Seagram erworben und mit dessen Tochter Universal zur größten Schallplattengesellschaft der Welt fusioniert, der Universal Music Group. Im selben Jahr feiert die Deutsche Grammophon ihren 100. Geburtstag als größte und erfolgreichste klassische Schallplattengesellschaft.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends wird die Universal Music Group vom französischen Medienkonzern Vivendi erworben, der damit seinem Geschäft die größte Schallplattengesellschaft eingliedert. Das Produktionsstudio in Hannover-Langenhagen wurde im Zuge einer Neustrukturierung im Jahr 2008 aufgelöst. Der Recording-Bereich behielt den Namen Emil Berliner Studios und befindet sich mittlerweile als unabhängiges Unternehmen in Berlin.




Über die Jahre haben für die Deutsche Grammophon die bekanntesten und berühmtesten Künstler aufgenommen, darunter: Ignaz Jan Paderewski, Wilhelm Backhaus, Wilhelm Kempff, Claudio Arrau, Maurice Ravel, Géza Anda, Herbert von Karajan, Shura Cherkassky, Sviatoslav Richter, Jörg Demus, Martha Argerich, Arturo Benedetti Michelangeli, Lazar Berman, Alfred Brendel, Emil Gilels, Vladimir Horowitz, Evgeny Kissin und Maria João Pires. Zuletzt haben Hélène Grimaud, Lang Lang, Rafał Blechacz, Yundi Li, Pierre-Laurent Aimard, Yuja Wang und Alice Sara Ott bei Deutsche Grammophon unterschrieben.