23. April 2013

Heidelberger Frühling - Lied Akademie mit Hampson und Quasthoff, Komponisten Akademie mit Pintscher

Bei der Festival Akademie des „Heidelberger Frühling“ sind nach der Kammermusik nun die Bereiche Liedgesang und Komposition an der Reihe. Am Mittwoch, den 3. April starten die Akademien mit einem gemeinsamen Kennlernabend, bei dem das Publikum die eingeladenen Stipendiaten und die Dozenten treffen kann. Künstlerischer Leiter der Lied Akademie (bis 14. April) ist erneut Starbariton Thomas Hampson. Die Akademie Junger Komponisten (bis 6. April) verantwortet Matthias Pintscher, Komponist und Künstlerischer Leiter des Ensemble Intercontemporain.





„Balladen“ ist dieses Jahr das Thema der Lied Akademie, zu der Thomas Hampson diesmal als weitere Dozenten seinen Klavierpartner Wolfram Rieger und den Bariton Thomas Quasthoff eingeladen hat. Das umfangreiche Programm beinhaltet neben täglichen Meisterkursen eine Vielzahl von Workshops, Gesprächen und Vorträgen. Hier wird den acht Sängerinnen und Sängern sowie vier Pianistinnen und Pianisten Hintergrundwissen für eine fundierte Liedinterpretation vermittelt. Referenten sind der Kulturwissenschaftler Jens-Malte Fischer, der Musikwissenschaftler Wolfgang Rathert und der Dirigent und Musikwissenschaftler Peter Gülke. Zur Gesprächsrunde „Heidelberger Dialoge“ ist das „Quartett der Kritiker“ eingeladen, das aus Mitgliedern des Vereins „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ besteht: Die Musikjournalisten Eleonore Büning, Manuel Brug, Dr. Christian Kroeber und Rainer Wagner sprechen mit Thomas Hampson ebenfalls über das Thema „Balladen“. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren die Stipendiatinnen und Stipendiaten unter anderem beim Abschlusskonzert der Lied Akademie am Sonntag, den 14. April. Das Konzert findet – wie die gesamte Lied Akademie – in der Alten Aula der Universität Heidelberg statt.

Zeitgenössische Musik aus ihrem Nischendasein herauszuholen ist das Ziel der Akademie Junger Komponisten in der Alten Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Sie soll dem Publikum einen innovativen Rahmen für das Entdecken zeitgenössischer Musik bieten. Ein Konzept, das sich gerade an diejenigen richtet, die zwar neugierig sind, aber nicht unbedingt Vorwissen mitbringen. Das Besondere an der Akademie Junger Komponisten ist – wie bei der Festival Akademie insgesamt – die Nähe und der Austausch zwischen Publikum und Künstlern, unter anderem bei öffentlichen Proben. Eingeladen sind vier junge Kompositions-Stipendiaten aus Deutschland, Brasilien, Israel und den USA, deren Werke von Matthias Pintscher und den 30 Mitgliedern des Festivalensembles gespielt werden.

Herzstück der Akademie sind die Workshop-Konzerte. Jeder der vier eingeladenen Stipendiaten ist gebeten worden, ein Programm zusammenzustellen, das in sein Werk oder Teile davon einführt und es in Verbindung setzt zu Werken anderer Komponisten, die ihnen besonders am Herzen liegen. So treffen bei diesen Konzerten Johann Sebastian Bach auf Andy Akiho, Ludwig van Beethoven auf Friedrich Heinrich Kern, Robert Schuman auf Amir Shpilman und Heitor Villa-Lobos auf Felipe Lara. Und da die vier Stipendiaten ihre Workshop-Konzerte auch selbst moderieren, hat das Publikum die Möglichkeit, den Weg vom klassischen Repertoire zur Klangsprache der jungen Komponisten nachzuvollziehen.

Beim „Symposium – Lange Nacht der Neuen Musik“ kann man schließlich in entspannter Atmosphäre bei einem Glas Wein noch einmal alle vier Komponisten in einem Konzert erleben. Der altgriechische Ausdruck „Symposion“ steht sinngemäß für „gemeinsames, geselliges Trinken“. Und genau diese Bedeutung soll hier auch mitschwingen, denn der Abend sieht mehrere ausgedehnte Pausen für Gespräche über das gerade Gehörte vor. „Das Ziel ist hier wirklich die totale Kommunikation aller Beteiligten“, so Matthias Pintscher. „Die Musik soll nicht nur auf der Bühne aufgeführt werden, sondern sofort anschließend mit den Komponisten und Interpreten diskutiert werden.“ Und das fällt bei einem Drink an der Bar wesentlich leichter als im üblichen Rahmen von klassischen Konzerten.

Beste Voraussetzungen, um nach ausgiebigen Beratungen zu entscheiden, welchem Komponisten man seine Stimme geben möchte. Denn auch dieses Jahr wird bei der Akademie Junger Komponisten neben einem Jurypreis auch ein Publikumspreis in Höhe von 2.000 Euro vergeben. Diese beiden Preise hat vor zwei Jahren der Komponist Ulrich Alexander Kreppein erhalten. Damit verbunden war eine Auftragskomposition für den „Heidelberger Frühling“, die beim Eröffnungskonzert der diesjährigen Akademie uraufgeführt wird. Das Werk „...unendlicher Geheimnisse schweigender Bote“ ist „ein verwilderter Liederzyklus nach Texten aus Novalis ‚Hymnen an die Nacht‘“, so der Untertitel, und wird in Beziehung gesetzt zu fünf Liedern von Karol Szymanowski und Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“.

Sämtliche Veranstaltungen der Festival Akademie finden öffentlich statt, daher repräsentiert sie beispielhaft die für den „Heidelberger Frühling“ typische Einladung an das Publikum zur Teilhabe an künstlerischen Prozessen.