2013/14 feiert das Zürcher Kammerorchester den achtzigsten Geburtstag seines Principal Conductors Sir Roger Norrington.
Grosses Abo
Zehn Konzerte mit musikalischen Highlights aus drei Jahrhunderten und fünf Ländern. Sir Roger Norrington lässt uns miterleben, was dieses Ideal für ihn bedeutet. Zum Beispiel: Verzicht auf das automatisierte Dauervibrato in den Streichern – auch in der Romantik. Zu hören schon an der Saisoneröffnung im September bei Wagners Siegfried-Idyll, im direkten Klangvergleich mit Beethovens 2. Klavierkonzert und einer Pariser Sinfonie von Haydn. Welchen Klang wird wohl Daniel Hope seiner märchenhaften Geige entlocken, auf der er für uns das d-Moll-Konzert des 11-jährigen Felix Mendelssohn und ein Violinkonzert des 19-jährigen Mozart spielt? Giuliano Carmignola entführt uns nach Rom und Venedig, wo Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi ihre wunderbaren Konzerte geschrieben haben. Der weltberühmte italienische Barockgeiger trifft seine ganz besondere Auswahl. Unser Artist in Residence Lars Vogt gibt ein play & conduct im Zeichen von Mozart und Haydn. Ein charmantes böhmisches Werk präsentiert Dennis Russell Davies: fünf Bagatellen von Antonín Dvořák, kombiniert mit Mozarts Prager Sinfonie und Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll, gespielt von Viktoria Mullova. Eine Rarität hat Sir Roger für sein Konzert mit Carolin Widmann gewählt – ein Violinkonzert des böhmischen Komponisten Johann Baptist Vanhal, das 1777 von W. A. Mozart uraufgeführt wurde. Der Zeitgenosse von Joseph Haydn muss sich an diesem Abend schon wieder dem Vergleich stellen. Im Konzert mit Christina Landshamer lässt Sir Roger Joseph Haydn auf Jean-Philippe Rameau treffen, in einem anderen auf Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Cellokonzert in A-Dur Jean-Guihen Queyras interpretiert. Im Programm der jungen estnischen Dirigentin Anu Tali spielt der weltbekannte russische Trompeter Sergej Nakariakov ein Cellokonzert von Haydn in einer Eigentranskription. Im letzten Konzert erleben wir Vilde Frang, Nils Mönkemeyer und Willi Zimmermann in Mahlers Orchesterfassung von Schuberts «Der Tod und das Mädchen» und Mozarts Sinfonia Concertante.
Kleines Abo
Das Kleine Abo eröffnet Sir James Galway, der «Mann mit der goldenen Flöte» zum Jahreswechsel zusammen mit seiner Frau Lady Jeanne Galway. Werke seiner Lieblingskomponisten stehen auf dem Programm: Bach, Suppé, Strauss, Rossini und Tschaikowsky. Maurice Steger, Schweizer und einer der weltbesten BarockFlötisten, präsentiert Werke von Komponisten des 18. Jahrhunderts, die – zu Unrecht! – im Schatten ihrer berühmteren Zeitgenossen stehen. Die hinreissende g-Moll- Ouverture etwa des hitzigen Francesco Maria Veracini, der über einen Konkurrenten am Dresdner Hof, Johann David Heinichen, dermassen in Zorn geriet, dass er aus dem Fenster sprang, sich das Bein brach und fortan hinkte. Bevor Willi Zimmermann in seinem Februar-Konzert die Pianistin Gabriela Montero mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 14 brillieren lässt, leitet er Joseph Haydns allererste Sinfonie, komponiert 1757. Schon in dieser wartet Haydn mit Charme, Humor und ungewöhnlichen rhythmischen Einfällen auf, zu hören auch in Sinfonie Nr. 21 A-Dur. In A-Dur steht auch Joseph Haydns Sinfonie Nr. 87, fast dreissig Jahre später als letzte seiner Pariser Sinfonien entstanden, die Sir Roger Norrington auf das Programm des vorletzten Konzerts im Kleinen Abo gesetzt hat. Sie flankiert, gemeinsam mit einem Concerto grosso aus Locatellis Opus 1, den fabelhaften Fazil Say, der Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 spielen wird. Zum Abschluss der Saison tanzt schliesslich der Bär in Joseph Haydns Pariser Sinfonie «L’Ours» ganz wild, nachdem er sich die bezaubernde Jennifer Larmore bei Ausschnitten aus Glucks Orphée angehört hat. Barock-Abo Giuliano Carmignola, der virtuose Geiger aus Treviso, lässt im Oktober auf der Bühne der Zürcher Tonhalle barockes Feuer lodern. Ob Stefano Montanari mit dem Komponisten Antonio Maria Montanari verwandt ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Jedenfalls hat der 300 Jahre jüngere italienische Geigenvirtuose seinen barocken Namensvetter aufs November-Programm gesetzt, ebenso wie z.B. Amédée Razetti. Beide liefern aufregende Musik, die in der stimmungsvollen Kirche St. Peter aufgeführt wird. Stimmungsvoll geht es auch im Fraumünster zu und her, wo im Dezember Werner Erhardt und der Zürcher Konzertchor mit Händels Messiah weihnachtliche Gefühle in uns wecken. Einen Tag vor Heilig Abend spielt ein Ensemble aus ZKO-Musikerinnen und -Musikern ein Konzert mit Werken von J.S. Bach und H. Purcell sowie deutschen Weihnachtsliedern. Zu Gast ist der Countertenor Andreas Scholl.
Im Februar hören wir in der Kirche St. Peter Musik von «Bach & Sons» – zum Beispiel Johann Sebastians Brandenburgisches Konzert Nr. 5 und Carl Philipp Emanuels Sinfonia in B-Dur; der Leipziger Geiger Stephan Mai leitet das ZKO vom Konzertmeisterpult aus. Im März überrascht uns der Schweizer Maurice Steger mit Entdeckungen wenig bekannter Werke aus dem 18. Jahrhundert. Anfang April erklären Giovanni Antonini und sein berühmtes Ensemble Il Giardino Armonico das Ende der Vernunft und den Beginn des Wahnsinns in der Musik: La Morte della Ragione heisst das Programm, das schroffe Kontraste und schräge Chromatik verspricht, von der Spätrenaissance bis in den Frühbarock. Ende April schliesslich dirigiert der Alte-Musik-Spezialist Andreas Spering Gustostücke von Georg Friedrich Händel, wobei die schwedische Mezzosopranistin Ann Hallenberg ausgewählte Arien singt. Das ZKO spielt auf Darmsaiten und historisch informiert.
Sir Roger-Abo
«Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel!», schrieb 1752 Carl Philipp Emanuel Bach. Er würde sich freuen zu erleben, wie mitreissend Sir Roger Norrington mit seinem Zürcher Kammerorchester und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras gleich drei seiner Werke musiziert – quasi als Ständchen zum 300. Geburtstag. Und ganz bestimmt wäre C.P.E. Bach hoch erfreut, im Laufe der Saison Kollegen zu begegnen, die er massgeblich beeinflusst hat, allen voran Joseph Haydn, der über ihn sagte: «Ich verdanke ihm viel!» – was man besonders schön in den sechs Pariser Sinfonien hören kann, die Sir Roger als roten Faden ins Saisonprogramm webt.
Ein Ständchen zum 300. Geburtstag gibt es auch für Christoph Willibald Gluck: Musik aus «Orphée et Eurydice», dargeboten vom ZKO und von der Mezzosopranistin Jennifer Larmore. Einem anderen Opernkomponisten, welchem Christoph Willibald viel zu verdanken hat, erweist die Sopranistin Christina Landshamer ihre Referenz: Jean-Philippe Rameau. Sein Todestag jährt sich zum 250. Mal, ein traurig-schöner Anlass, Musik aus seinen faszinierenden Boréades aufzuführen. Jean-Philippe komponierte wild und modern. Giuseppe Verdi erleben wir aus Anlass seines runden Geburtstags (er wird erst jugendliche 200) mit der spannenden Orchesterfassung seines Streichquartetts in E-Dur. Sein Geburtsjahr ist zugleich das Todesjahr des böhmischen Komponisten Johann Baptist Vanhal. Carolin Widmann spielt ihm zu Ehren sein wunderschönes Violinkonzert in BDur, 1777 von Wolfgang Amadeus Mozart uraufgeführt. Von diesem steht, fernab aller Mozart-Jahre, ein Klavierkonzert auf dem Programm, musiziert von Fazil Say. Zuvor aber gedenkt das Orchester des 250. Todestages von Pietro Locatelli und spielt sein bezauberndes Concerto grosso in f-Moll. Den Reigen der Jahresregenten eröffnet jedoch Richard Wagner. Sir Roger Norrington und das ZKO gratulieren zum 200. standesgemäss mit dem Siegfried-Idyll, das Richard auf den Stufen seines Hauses in der idyllischen Schweiz uraufführen liess.
Meisterzyklus-Abo
Das Trio Clarone eröffnet den Meisterzyklus Anfang Oktober mit Werken für Klarinette, Bassetthorn und Klavier von Mendelssohn, Schumann und Bruch. Die 30 phänomenalen Goldberg-Variationen wird Lars Vogt sanft und zugleich munter spielen, sodass wir alle ein wenig aufgeheitert werden. Den Bach-Variationen stellt er Beethovens letzte Sonate gegenüber, die ebenfalls einen berühmten Variationssatz enthält.
Im März erfreut uns Emanuel Ax mit einem weiteren Klavier-Rezital. Wieder Variationen, diesmal von Johannes Brahms über ein Thema von Händel, und die Sonate Nr. 2. Brahms hat sie in fis-Moll komponiert. «Ein finsterer Ton; er zerrt an der Leidenschaft, wie der bissige Hund am Gewande.» (Schubart 1784). Giovanni Antonini und sein Giardino Armonico versprechen mit ihrem Programm der Spätrenaissance und des Frühbarock starke Gefühle: Morte della Ragione – Tod der Vernunft. Lars Vogt stellt sich als Kammermusiker vor, im Terzett mit Christian und Tanja Tetzlaff, mit allen drei Klaviertrios von Johannes Brahms alias Johannes Kreisler, Romanfigur von E.T.A. Hofmann, denn als solcher hat der 20-jährige Komponist die Nr. 1 signiert. Am 23. Dezember stimmt uns das ZKO-Barockensemble weihnachtlich mit einem festlichen Programm mit Werken von J.S. Bach, H. Purcell und deutschen Weihnachtsliedern. Mit Willi Zimmermann, Nicola Mosca, Naoki Kitaya, Emanuele Forni – und einem weltberühmten Sänger namens Andreas Scholl.